Nach dem Abbruch eines baufälligen Krankenhauses wurde ein innerstädtischer Block im Stuttgarter Westen als gemischtes Quartier neugestaltet.
Mit mehr als 400 Betten ist das Stuttgarter Olgahospital derzeit die größte Kinderklinik Deutschlands. 2014 bezog die Einrichtung einen modernen Neubau in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof, während das bisherige Klinikgebäude aus den 1970er Jahren komplett abgerissen wurde. Auf der entstandenen Brachfläche ist mittlerweile ein gemischtes Quartier in Blockrandbebauung und mit innerer Durchwegung neu entstanden. Das Projekt umfasst unter anderem das auf dem Eckgrundstück der Breitscheidstraße zum inneren Quartiersweg errichtete Mehrgenerationenhaus der Baugemeinschaft Olga 07. Der nach Plänen vom Architekturbüro Manderscheid umgesetzte Neubau bietet auf fünf Ebenen insgesamt 13 Wohnungen, wovon ein Teil öffentlich gefördert ist. Zusätzlich wurden ein großzügiger Veranstaltungsraum, eine Teeküche, ein teils vom Künstlerhaus genutztes Gästeapartment und ein gemeinschaftlicher Dachgarten integriert.
Charakteristisch für die Bebauung ist die harmonische Fassadengestaltung, die Elemente der benachbarten Gründerzeithäuser auf zeitgenössische Weise interpretiert: „Beispielsweise haben wir ein Sockelgeschoss, gliedernde Erker, differenzierte Fenstergesimse, filigran detaillierte Brüstungsgitter und maßstäbliche Schaufenster zeitgenössisch und nicht historisierend ausgebildet“, erklärt Architekt Christoph Manderscheid. Ein wichtiges Element der Architektur ist außerdem das intensiv begrünte Flachdach im vierten Obergeschoss: „Die Fläche steht als gemeinschaftlicher Dachgarten zum Urban Gardening zur Verfügung und trägt gleichzeitig zur Regenrückhaltung sowie zu einem verbesserten Mikroklima bei“, so der Architekt. Ergänzt wird das Konzept durch eine Photovoltaikanlage auf dem obersten Dach des Neubaus.
Vielfaltige Dachnutzung
Die verschiedenen Flachdachflächen des Neubaus wurden sämtlich als Warmdach umgesetzt. Mit der Ausführung der dazu erforderlichen Arbeiten war die L & S Flachdachbau GmbH aus Metzingen beauftragt worden. Oberhalb der Stahlbetonmassivdecke kamen dabei zunächst ein Bitumenvoranstrich und eine Bitumen–Dampfsperrbahn zum Einsatz. Direkt darüber sorgt eine zumeist 300 Millimeter dicke Wärmedämmung mit einem Gefälle von 1,5 bis 2 Prozent für eine optimierte Dämmung und einen sicheren Abfluss von Regenwasser. Im nächsten Schritt wurde die zweilagige Bitumenabdichtung aufgebracht: Als untere Lage verlegten die Mitarbeitenden der L & S Flachdachbau GmbH eine Elastomerbitumen-Schnellschweißbahn mit thermisch leicht aktivierbarem Spezialbitumenstreifen auf der Unterseite. Als obere Lage schafft eine durchwurzelungssichere Polymerbitumen-Schweißbahn mit einer mechanisch extrem hochbelastbaren Polyesterverbundträgereinlage einen langfristig sicheren Schutz gegen Feuchtigkeit.
Nach Fertigstellung der Dachabdichtung konnten die Dachdecker mit dem Aufbau für die extensive Begrünung beginnen. In einem ersten Schritt wurden dazu eine PE-Folie als Trenn- und Gleitschicht, eine Bautenschutzmatte aus Gummigranulat sowie eine Mineraldrain- und Speicherschicht verlegt. Anschließend konnten der Plattenbelag bzw. das Substrat für extensive Dachbegrünung aufgebracht werden. Im Bereich der obersten Dachfläche wurde abweichend eine Bekiesung gewählt, um einen sicheren Untergrund für die hier aufgestellte Photovoltaikanlage zu schaffen. Im Ergebnis ist eine abwechslungsreich gestaltete Dachlandschaft entstanden, die einerseits das Mikroklima vor Ort verbessert und die von den Bewohnerinnen und Bewohnern gleichzeitig als Fläche zum Urban Gardening genutzt wird.