Der Flachdach Contest (kurz FDC) zeichnet in Deutschland innovative Flachdachnutzungen aus und hebt ihr enormes Potenzial für die Erreichung unserer Klimaziele sowie die Verbesserung der Lebensqualität hervor.
Architektinnen und Architekten aus ganz Deutschland sind jährlich dazu eingeladen, ihre besten Projekte einzureichen und erhalten die Chance, ausgezeichnet zu werden. Unabhängig davon, ob es sich um ein Bürogebäude, Einfamilienhäuser, Schulen, Wohnkomplexe, Penthouse-Wohnungen oder Industriebauten handelt – die Hauptsache ist, dass das Flachdach genutzt wird!
NEU: Erstmals erfolgt die Auswahl durch eine Kombination aus Online-Voting und der Beurteilung durch eine professionelle Jury.
Die offizielle Jury-Sitzung zum Flachdach Contest 2023 hat am 20. Februar 2024 von 12 bis 16 Uhr in den Räumen des VCI in Frankfurt stattgefunden. Als Jurorinnen und Juroren ausgewählt worden waren:
Tim Bauder, Vorstandsvorsitzender des vdd Industrieverbands Dach- und Dichtungsbahnen e.V. und Geschäftsführer der Paul Bauder GmbH & Co. KG, führt mit seinen zwei Brüdern ein traditionsreiches Familienunternehmen in der vierten Generation, das sich auf innovative Dachlösungen spezialisiert hat. Tim Bauder sieht ungenutzte Dächer als Schlüssel zur Zukunft und setzt sich dafür ein, deren Potenzial zu erschließen.
„In genutzten Dächern liegt unsere Zukunft und genau dafür müssen wir Sichtbarkeit schaffen. Unsere Botschaft bei Bauder lautet daher: Nutze dein Dach!“
Tim Bauder bevorzugt die Kombination von Gründächern mit Photovoltaikanlagen bei der Nutzung von Flachdächern, da wesentlich niedrigere Umgebungstemperaturen im Vergleich zu traditionellen Kies- oder Blankdächern ermöglichen. Dies führt dazu, dass die Temperatur der Photovoltaikmodule niedriger bleibt, was wiederum einen höheren Energieertrag zur Folge hat.
„Jedes genutzte Dach ist ein echter Klimaretter. Indem wir Dächer ungenutzt lassen, verschenken wir effektives Potenzial, das im Kampf gegen den Klimawandel, gegen die zunehmende Urbanisierung und für die Förderung der Energiewende eingesetzt werden könnte. Aus diesen Gründen, habe ich mich zur Teilnahme an der FDC-Jury entschieden.“
André Brömmel ist seit über 18 Jahren Inhaber und Geschäftsführer der Punktmacher GmbH, einer Marketing- und Kommunikationsagentur, die in den Bereichen Bau, Architektur, Handwerk und Wohnen tätig ist. Daher brennt er für Bau und Architektur.
Außerdem kennt er sich bereits gut mit den Themen „Flachdach“ und „Dachnutzungen“ aus und ist fest davon überzeugt, dass genutzte Flachdächer einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten können.
„Insbesondere in Ballungsräumen, wo es wenig oder gar keinen Raum für PV-Anlagen, Grünflächen, Regenauffangbecken oder Wohnraum gibt, geben Flachdachflächen eben diese Möglichkeiten. Es ist an uns, diese auch zu nutzen.“
Als Immobilienbesitzer hat er ein ca. 90 m² großes Grün- bzw. Retentionsdach sowie ein 200 m² großes Energiedach realisiert. Dabei dient das extensive Gründach als Wärmeschutz, „Staubfänger“ und als Wasserspeicher. Die PV-Anlage inklusive Speicher liefert Strom, der zu sehr großen Teilen selbst verbraucht wird.
Mit seiner Teilnahme als FDC-Juror verfolgt er das Ziel, jene Architekten auszuzeichnen, die ebenso daran glauben, dass genutzte Flachdächer unsere Zukunft positiv beeinflussen können.
„Ich erhoffe mir, dass die ausgezeichneten Architekten als Multiplikatoren fungieren und ihre Anerkennung dazu verwenden, das Bewusstsein für die Bedeutung dieser Dachnutzungen zu erweitern.“
Dipl.-Ing. Stefan Rover, Inhaber des Marburger Architekturbüros integrale planung, wurde als Gewinner des Flachdach Contest 2022 ausgezeichnet. Sein prämiertes Projekt 2022, das „Wohn(t)raum Alte Ziegelei“, entstand in Zusammenarbeit mit Architektin Yvonne Bremer und Architektin Britta Lenz und zeigt die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten von Flachdächern auf: Diese reichen von Gründächern über Photovoltaik bis hin zu begehbaren Dachterrassen. Besonders hervorzuheben ist das innovative Konzept mit Retentions-Gründächern auf zwei Dachflächen als Beitrag zum Hochwasserschutz, welches das Projekt in Sachen Nachhaltigkeit und Funktionalität besonders auszeichnet.
„Wo immer möglich, versuchen wir Flachdächer als Gründächer zu planen. In der Kombination mit Dachterrassen und begehbaren Dachgärten lassen sich hochwertigste Lebens- und Erholungsräume schaffen.“
Dipl.-Ing. Stefan Rover möchte seine Leidenschaft für die effiziente Nutzung von Flachdächern nutzen, um andere Architekten zu sensibilisieren und sie dazu zu ermutigen, sich intensiver mit den Möglichkeiten der Flachdachnutzung auseinanderzusetzen.
Zudem sieht er den Flachdach Contest als Möglichkeit, stets „am Puls der Zeit“ zu bleiben und gleichzeitig einen aktiven Beitrag zur Förderung innovativer architektonischer Lösungen zu leisten.
Prof. Dipl.-Ing. Michaela Hoppe ist erfahrene Architektin und Energieberaterin und seit 2013 außerdem auch als Professorin für klimagerechte Architektur an der School of Architecture Bremen (SoAB) tätig. Sie sieht ein erhebliches Potenzial in der Nutzung von Flachdächern, insbesondere im Hinblick auf Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung.
Prof. Dipl.-Ing. Michaela Hoppe ist davon überzeugt, dass Flachdächer nicht nur für die klassisches Nutzungen wie Photovoltaikanlagen und extensive Begrünung geeignet sind, sondern auch wertvollen zusätzlichen Freiraum für die Bewohnerinnen und Bewohner oder die Nutzerinnen und Nutzer eines Gebäudes schaffen können.
„Ich denke hierbei an gemeinschaftlich nutzbare Dachterrassen, die als Treffpunkt dienen können – beispielsweise als urbane Gärten oder als grüne Oase mitten in der Stadt.“
Ihre Begeisterung für die Teilnahme an der FDC-Jury gilt insbesondere der Entdeckung und Diskussion aktueller, innovativer Ansätze zur Nutzung von Flachdächern.
Dipl.-Ing. (FH) Thomas Haimann, ist erfahrener Architekt bei B&V Braun Canton Park Architekten in Frankfurt am Main und stolzer Gewinner des Flachdach Contest 2021 mit seinem Projekt „Mayfahrt Quartier“.
Dieses preisgekrönte Projekt zeichnet sich durch eine innovative Nutzung verschiedener Flachdachbereiche aus, einschließlich eines extensiven Gründaches mit Sedum Bepflanzung und einer technischen Aufstellfläche. Letztere ist teilweise mit Terrassenplatten ausgestattet, um das Dach sowohl als Standort für gebäudetechnische Anlagen als auch als begehbare Dachterrasse nutzbar zu machen.
Ein besonderes Merkmal des „Mayfahrt Quartiers“ ist der begrünte Innenhof, der bereits 2017 eine Anerkennung als „Vorbildliche Bauten im Land Hessen“ erhielt und 2018 im Rahmen des Tages der Architektur präsentiert wurde. Unter dem Innenhof befindet sich zudem die Tiefgarage des Gebäudes, ein cleverer Ansatz zur optimalen Raumausnutzung.
„Eine herausragende architektonische Leistung erfordert Überzeugung, Koordination, Wissen und intensive Arbeit. Gute Architektur, die das Potenzial hat, unsere Zukunft positiv zu gestalten, verdient Anerkennung.“
Dr.-Ing. Rainer Henseleit ist Geschäftsführer des vdd Industrieverbands Dach- und Dichtungsbahnen e.V. sowie von Der dichte Bau GmbH. Beides sind Initiatoren des Flachdach Contest.
„Hunderte Millionen Quadratmeter existierender Flachdachflächen in Deutschland warten förmlich darauf, genutzt zu werden und dem Klimawandel und Wohnraummangel entgegenzutreten. Deswegen haben wir den Flachdach Contest ins Leben gerufen.“
Dr.-Ing. Rainer Henseleit setzt sich auch privat für die nachhaltige Nutzung von Flachdächern ein. Auf seinem eigenen Dach hat er eine effektive Kombination aus Dachbegrünung und Solaranlagen realisiert, die einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz leistet. Diese innovativen Maßnahmen tragen zur Entsiegelung bei, verbessern die Wasserrückhaltung, bieten Kleinlebewesen Lebensraum und generieren zugleich Strom für sein Hybridfahrzeug.
„Als Befürworter von genutzten Flachdächern und als Mitinitiator des Architektur-Wettbewerbs, liegt mir dieses Projekt besonders am Herzen. Daher freue ich mich, Teil der Jury sein zu dürfen.“
Robert Uhde ist ein erfahrender Architektur-Journalist, der sich auf deutsche und niederländische Architektur spezialisiert hat und regelmäßig Beiträge für verschiedene Fachzeitschriften sowie Magazine verfasst.
Seine Entscheidung, sich an der Jury des Flachdach Contest (FDC) zu beteiligen, spiegelt sein tiefes Interesse daran wider, die noch nicht vollends erschlossenen Potenziale von Flachdächern zu nutzen und umzugestalten.
„Der Flachdach Contest zielt darauf ab, das Bewusstsein für das unerschlossene Potenzial von Flachdächern zu schärfen und die breiten Nutzungsmöglichkeiten stärker in den Vordergrund zu rücken. Da bin ich gerne dabei!“
Robert Uhdes persönlicher Favorit sind Gründächer. Besonders solche, die begehbar sind und über eine Dachterrasse verfügen. Er sieht in ihnen nicht nur architektonische Highlights, sondern vor allem essenzielle Bestandteile urbaner Landschaften, die eine Schlüsselrolle in der Gestaltung lebenswerter Städte spielen.
„Diese kleinen Oasen in der Stadt bieten nicht nur Erholungsraum für Menschen, sondern tragen auch dazu bei, der Natur etwas von ihrem Raum zurückzugeben, die Biodiversität zu fördern und die Umweltbelastung zu reduzieren.“
Mit dieser Aussage hebt Uhde hervor, dass Gründächer weit mehr als nur ästhetische Aufwertungen sind. Sie sind vielmehr vitale Bestandteile des städtischen Ökosystems, die sowohl zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen als auch entscheidende ökologische Funktionen erfüllen, indem sie als natürliche Klimaanlagen fungieren, Lebensräume für Flora und Fauna schaffen und zur Reduktion urbaner Hitzeinseln beitragen.
Schon im Vorfeld der Jury-Sitzung hatten die sieben Jurorinnen und Juroren die Möglichkeit, sämtliche Teilnehmer-Objekte ausgiebig zu sichten. Im Rahmen der Jury-Sitzung am 20. Februar wurden die unterschiedlichen Objekte anhand von Visualisierungen, Fotos und zusätzlichen Fakten zusätzlich an einer großen Wand präsentiert, sodass jetzt erstmal die Möglichkeit bestand, sämtliche Beiträge auf einen Blick zu erfassen.
Die umfassende Auswahl der Objekte umfasste Einfamilienhäuser, Wohnanlagen, Schulen, Kindergärten, Universitätsgebäude, Forschungsgebäude, Besucherzentren, Gewerbehallen, Industriegebäude und Bürobauten ebenso wie ein Behindertenwohnheim und ein Parkhaus.
Sämtliche Einreichungen waren zwischen Oktober und Dezember 2023 in jeweils zweitägigem Abstand auf verschiedenen Social-Media-Kanälen mit Fotos und Texten der Öffentlichkeit vorgestellt und zur öffentlichen Abstimmung gestellt worden. Ergänzend zu diesen Stimmen aus dem Online Voting hatten die anwesenden Jurorinnen und Juroren jetzt die Aufgabe, die ersten 12 Plätze des Flachdach Contest endgültig festzulegen.
Um eine breit getragene Entscheidung zu treffen und die aussichtsreichsten Objekte intensiv besprechen zu können, hatten die Jurorinnen und Juroren in einem ersten Schritt zunächst entschieden, mit Hilfe von Markierungen eine Vorauswahl aus den eingereichten Einsendungen zu treffen.
Nach und nach konnte das Kandidatenfeld auf so zwanzig und schließlich auf fünfzehn Objekte reduziert werden. Aufbauend auf dieser Vorauswahl hatten die Jurorinnen und Juroren nun die Aufgabe, die verbliebenen Objekte in geheimer Wahl mit einer Punktzahl von 1 bis 10 in den sechs vorab erstellten Kriterien zu bewerten.
Die Kriterien umfassen Aspekte wie den „Impact auf das Umfeld“, die „Zukunftsfähigkeit“ des Bauwerks, die „Anzahl der Nutzungsarten“, die „Ästhetik“ – verstanden als die Gestaltungsqualität und die Harmonie mit der Umgebung, die „Originalität des Projektes“ – hierbei geht es um besondere Merkmale in der Ausführung, bauliche Finessen sowie den Ideenreichtum bei der Überwindung von Hindernissen, und den „Idealismus“.
Nach der sorgfältigen Auszählung aller Stimmen hat Frau Simone Hesse, Referentin für Kommunikation bei Der dichte Bau GmbH, in enger Zusammenarbeit mit Prof. Dipl.-Ing. Michaela Hoppe, die Gesamtpunktzahlen zusammengetragen.
Diese wurden anschließend nach einem im Voraus definierten Verfahren mit den bereits eingegangenen Online-Stimmen verrechnet, um ein transparentes Ergebnis zu gewährleisten.
Daraus ergab sich ein differenziertes Bewertungsergebnis, das als Basis für eine tief gehende Diskussion diente. Die Jurymitglieder nutzten bewusst diese Gelegenheit, um ihre individuellen Ansichten zu den verschiedenen Projekten darzulegen und den anderen Jurorinnen und Juroren zu erläutern.
Dieser Prozess ermöglichte es ihnen, ihre eigenen Bewertungen zu hinterfragen und gegebenenfalls zu optimieren. Nach einem intensiven Meinungsaustausch in großer Runde und einer weiteren Auswahlverengung wurden letztendlich die TOP 12 des Flachdach Contest 23, einschließlich der ersten drei Plätze, ermittelt!
Jährlich können Architektinnen und Architekten beim Flachdach Contest ihre besten Flachdach-Projekte einreichen und auszeichnen lassen. Einzige Voraussetzung: Das Flachdach muss aktiv genutzt werden!