Die ostfriesische Hafenstadt Emden ist bekannt für ihre norddeutsche Klinkerarchitektur aus unterschiedlichen Epochen. Südöstlich vom Zentrum liegt der Stadtteil Borssum, wo Mitte der 1990er-Jahre das Pflegeheim „Haus am Zingel“ eröffnet wurde. Um das Angebot der Einrichtung zu erweitern, wurde das backsteinerne Bestandsgebäude zuletzt durch einen hell-rotbraun verklinkerten Neubau ergänzt. Der südöstlich an den Altbau angrenzende Neubau bietet auf drei Ebenen vielfältig nutzbare Räumlichkeiten für die Tagespflege und stellt außerdem elf zusätzliche Seniorenwohnungen zur Verfügung.
Mit der Planung des Neubauprojektes hatte der Betreiber des Pflegeheims 2017 die vor Ort ansässige Architektin Diana Nierenberger beauftragt. Ausgehend von der kleinteiligen Bebauung am Standort und unter vollständiger Erhaltung des vorhandenen Baumbestandes auf dem Grundstück entwickelt die Planerin einen klaren und einfach detaillierten Baukörper, der auf zwei Ebenen plus Staffelgeschoss eine hell und freundlich gestaltete Gesamtnutzfläche von 1.000 Quadratmetern zur Verfügung stellt. Die Wahl des ortstypischen Fassadenmaterials Klinker schafft dabei einen harmonischen Bezug zur benachbarten Bebauung sowie zur Emdener Bautradition, während das gewählte Flachdach im Kontrast zum Satteldach des Altbaus gleichzeitig die Modernität des Entwurfes unterstreicht
Um einen ökologischen Ausgleich zu schaffen, wurde die Dachfläche des Neubaus extensiv begrünt. Ein wichtiges architektonisches Detail des Entwurfes ist außerdem die im zweiten Obergeschoss umlaufende Dachterrasse, die auf Höhe des Eingangsbereiches durch ein deutlich hervortretendes Treppenhausvolumen unterbrochen wird. Weiter untergliedert wird der Baukörper durch den leicht vorstehenden Eingangsbereich im Erdgeschoss, dessen Dachfläche als Außenterrasse im ersten Obergeschoss zur Verfügung steht.
Dachabdichtung mit Bitumenbahnen
Ein wichtiger Aspekt bei der Umsetzung des Gebäudes war die Abdichtung und anschließende Begrünung der insgesamt 220 Quadratmeter großen Flachdachfläche. Die Ausführung sämtlicher Maßnahmen erfolgte durch das Dachdeckerunternehmen Bünting aus dem nahe gelegenen Westerstede. Um einen langfristig sicheren Aufbau zu erhalten, führten die Fachhandwerker sämtliche Flächen als nicht belüftetes Dach mit zweilagiger Bitumenabdichtung aus. In einem ersten Schritt wurde eine Spezial Elastomerbitumen-Dampfsperrschweißbahn mit einer Trägereinlage aus Aluminium-Polyester-Kombination mit Glasvlies aufgebracht, direkt darüber wurde eine 150 Millimeter starke PIR-Dämmung verlegt . Die Neigung von zwei Grad stellt dabei einen reibungslosen Abfluss von Regenwasser sicher.
Im nächsten Schritt erfolgte die Ausführung der zweilagigen Bitumenabdichtung: Als untere Abdichtungslage wurde eine Elastomerbitumen-Kaltselbstklebebahn verwendet, als obere Lage sorgt eine durchwurzelungssichere Polymerbitumen-Schweißbahn mit einer mechanisch extrem hochbelastbaren Polyesterverbundträgereinlage für optimierten Schutz.
Nach Fertigstellung der Abdichtung konnten die Dachdecker mit der Umsetzung der Dachbegrünung beginnen. Im ersten Schritt wurde dazu zunächst eine Speichermatte verlegt, die darüber gelegene Vegetationstragschicht sorgt für gute Wachstumsbedingungen auf dem Dach. Abschließend konnten dann die gewünschten Samenmischungen bzw. Kleinballenstauden aufgebracht werden: „Die Begrünung ermöglicht nicht nur einen zusätzlichen Schutz der Dachabdichtung, sondern sorgt auch für ein verbessertes Raumklima, da sich die direkt darunterliegenden Räume durch Verdunstung des gespeicherten Regenwassers im Sommer abkühlen können und im Winter die Wärme besser speichern können“, berichtet Dachdeckermeister Stefan Bünting. „Hinzu kommt, dass bei einem begrünten Dach mehr als die Hälfte des jährlichen Niederschlags wieder verdunstet, so dass Siedlungsentwässerung und Kläranlagen entlastet werden.“